Jakob Wittwer 13.08.2020
MUSIK Kompositionen:
- Orgel solo
- Orgel + Instrumente
- Orgel + Sologesang
- Orgel + Chorgesang
- Chorgesang a cappella
- Orgel + Orchester
- Orgel + Chor + Orchester
KOMPOSITIONEN
Meine Kompositionen sind fast ausnahmslos aus der Praxis und für die Praxis entstanden, es handelt sich also um «Gebrauchsmusik», und dass auch nicht alles davon nach Gebrauch wegzuwerfen ist, glaube ich bei der derzeitigen Sichtung des Vorhandenen sagen zu können. Was davon über den Tag hinaus zu bestehen vermag, mögen Berufenere beurteilen.
Persönlich freue ich mich über Stücke, welche auch meinem inzwischen doch gereiften Urteil nicht missfallen. Thematisch gesehen handelt es sich grösstenteils um Kirchenmusik, also um den Bereich, in welchem ich während rund sechzig Jahren tätig sein durfte. Daneben finden sich auch Stücke weltlichen Zuschnitts, welche z.T. einen eigenen Reiz entfalten.
Bei Orgel solo dominieren Choralbearbeitungen. Seit Beginn meiner Versuche im Komponieren haben mich die vielfältigen und oft sehr kraftvollen Melodien der klassischen Kirchenlieder fasziniert und auch inspiriert.
Dass heute viele Gottesdienstbesucher und viele kirchliche Mitarbeitende die traditionellen Kirchenlieder nicht mehr verstehen - so etwas kann man doch heute nicht mehr singen – ist für mich Ausdruck einer tiefen Hilflosigkeit qualitätsvoller Musik gegenüber.
Ich selber halte eben unverdrossen an meinen Qualitätsstandards fest, denn «gute Musik braucht sich nie zu schämen».
Für einen Überblick über das von mir Geschaffene orientiere man sich an den Verzeichnissen. (s. Homepage)
Grössere Werke für Chöre, Soli, Instrumente, Orgel
«Herr, nun selbst den Wagen halt» 1984
Gem. Chor, Trompete solo, Orgel
Der Text des Stückes besteht aus den drei Strophen des bekannten Liedes von Huldrych Zwingli, RG 792
Ehre sei Gott, dem Vater 1982
Text: Doxologie
Gem. Chor SAB, drei Trompeten, Orgel
Es ist das Heil uns kommen her
Text RG 274 Paulus Speratus
Gem. Chor, Orgel
O Immanuel
Text: Gott, send herab uns deinen Sohn, RG 362
Gem. Chor, Sopran und Mezzosopran Solo, Streicher, Trompete Solo, Oboe Solo, Orgel
Osterdämmerung (dramatischer Dialog)
Text: Johannes Bardill, Evangelien. Sopran solo, (Maria), Mezzosopran solo, (Maria Magdalena), Sprecher (Engel), gem. Chor, Violine solo, Viola solo, Orgel
Grosser Gott, wir loben dich
Text: RG 247
Gem. Chor, Streicher; Sopran solo, Mezzosopran solo, Oboe solo, Trompete solo, Orgel
Psalm 100 (Luther)
Gem. Chor klein, Gem. Chor gross (Gemeinde) Kinderchor, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Orgel
Deine Augen sahen mich
Text: aus Psalm 139
Sopran, Alt, Bass (Chor oder Solisten) Streicher, Orgel
Gott aus Gott und Licht aus Licht
Text: RG 430, Georg Schmid
Gem. Chor, Sopran solo, Streicher, Orgel
Chorwerke a cappella
Geistlich
3 Psalmen, - 47, - 130, - 131 Druck Emil Ruh, Einzelausgabe (1976)
- Introitus für Pfingsten (1976)
Die vier Motetten, davon drei über Psalmverse sind die ersten Stücke von mir, die mein Freund Viktor Hug bei RUH als Einzelausgaben herausgegeben hat.
Chorbuch a cappella
Später folgte, ebenfalls bei RUH, das CHORBUCH a CAPPELLA
(14 Stücke), mit ähnlich gearbeiteten Spruchmotetten aus meiner Praxis, oft auf Anregung von Pfr. Dieter Sollberger geschrieben.
Missa in simplicitate (lateinisch)
Coro a 4 voci a cappella
Organo colla parte ad lib.
Notensatz Alois Doswald, Neuheim
Frauen/Kinderchor
Vater unser zweistimmig (Orgel ad lib.)
Gospel-Arrangements für Chor a cappella
Everybody loves Saturday night
Give me that old time religion
I’m gonna Sing
Thank you, Lord
Kumbaya
Orgelstücke weltlich
Gratulationen 1985 für Orgel
Diese Stücke entstanden auf Anregung des Direktors der Luzerner Akademie für Schul- und Kirchenmusik, Ernst Pfiffner, welcher für ein Konzert auf das Jahr der Musik 1985 von seinen Dozenten eigene Kompositionen wünschte.
Das Jahr der Musik gründete sich darauf, dass gleich vier grosse Komponisten dreihundert Jahre früher geboren worden waren: JSB Johann Sebastian Bach, GFH Georg Friedrich Händel, DS Domenico Scarlatti, HS Heinrich Schütz, (noch hundert Jahre früher).
Ich versuchte, über die Initialen von Bach, Händel, Scarlatti und Schütz brauchbare Themen zu finden. Im Rahmen eines Konzertes in der Lukaskirche in Luzern mit Kompositionen der Lehrerschaft wurden dann diese «Gratulationen 1985» durch Studenten meiner Orgelklasse uraufgeführt.
Die Suite «Gerra Gambarogno» ist eine nicht sehr ernst gemeinte Hommage an meinen jetzigen Wohnort, ebenso auch an meinen Freund Prof. Urs Stauffer, welcher uns den Weg nach Gerra gebahnt hat.
4 Sätze: Preludio - Barcarumba - Toccata temporalesca - Benedizione (Corale)
Drei Passacaglien:
Nr. 1 E-moll (Orgelfassung der Streicherpassacaglia) (Manuskript)
Nr. 2 Passacaglia in C - (1993)
Nr. 3 Über den Namen Maurice Duruflé (2002)
Orchester
Hier ist die gewichtige Passacaglia in e-moll für Streichorchester zu erwähnen, welche ich als Neunzehnjähriger im Auftrag von Kurt Steimen für ein Schülerorchester geschrieben hatte, die aber als viel zu schwierig fallen gelassen werden musste. Später wurde sie dann vom litauischen Kammerorchester und vom Musikkreis Horgen aufgeführt. Ich betrachte sie immer noch als eines meiner besten Stücke.
Orgel und Orchester
Hier überragen die vier je dreisätzigen «Liturgischen Konzerte» alles andere.
Die ursprüngliche Absicht bestand darin, ein im Gottesdienst mitwirkendes Orchester nicht nur Zufälliges spielen zu lassen, sondern Stücke mit einem liturgischen Bezug. Dazu dienten mir klassische Liedmelodien, welche eindeutig einem kirchlichen Fest oder einer Kirchenjahreszeit zugeordnet werden können.
Die Orgel wird dabei zum Soloinstrument (im Weihnachtskonzert ist es die Harfe).
Am Ende ergab sich folgende Ordnung.
Konzert I, 1. Satz Advent, Nun komm, der Heiden Heiland /
O Heiland, reiss die Himmel auf
2. Satz, Weihnachten, / Kommt und lasst uns Christum ehren Maria durch ein’ Dornwald ging / In dulci jubilo.
3. Satz, Epiphanias, Wie schön leuchtet der Morgenstern
Konzert II, 1. Satz, Palmarum, Hosianna
2. Satz, Gründonnerstag, / Herzliebster Jesu /
3. Satz, Karfreitag, / O Traurigkeit, o Herzeleid
Konzert III Osterfestkreis
1. Satz, Christ ist erstanden
2. Satz, Himmelfahrt, Gen Himmel aufgefahren ist
3. Satz, Pfingsten, / Veni creator spiritus /
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Konzert IV (4. Quartal)
1. Satz, Bettag, Trittst im Morgenrot daher
2. Satz, Reformationsfest, Ein feste Burg
3. Satz, Totensonntag, Befiehl du deine Wege /
Christus, der ist mein Leben
Altblockflöte und Cembalo
- Partita über «Nun lob mein Seel den Herren»
- Concertino Maestoso – Allegro giocoso, Quasi una Passacaglia,
Variationen über «Grüss Gott, du schöner Maien»
Diese Stücke wurden wie viele ähnliche für Judith Uehlinger geschrieben.
Orgel plus Sologesang (Sopran)
Die meisten dieser Stücke entstanden in der direkten Zusammenarbeit mit Cristina Marugg, sie stehen in einem inneren Zusammenhang und können auch zyklisch verwendet werden.
1.«Mein Herz ist bereit» zur Trauung 1998,
2 «Ich hebe meine Augen auf» zur Hochzeit ihres Bruders Hans Andrea,
3. «Singet dem Herrn ein neues Lied», mit Trompete und Orgel, ebenso zur Trauung ihres Bruders.
4. «Unruhig ist unser Herz» Nach Augustinus,
5. «Hosianna» Adventsgesang
6. «Und sängen die Engel dicht über mir»
Nach einem Weihnachtstext von Christine Veronika Weber, einer Dichterin, die ich leider aus den Augen verloren habe.
Sie hat mir das kurze Gedicht seinerzeit geschenkt, aber ich besitze keinerlei Angaben zu ihrem Wohnort oder sonstiges, was mir weiterhelfen könnte.
Sologesang weltlich
Ariette senza parole (Vokalisen)
Vier Stücke für Sopran, Blockflöte und Cembalo
Geschrieben zur Einweihung des Cembalos von Karlheinz Hug im Hause Uehlinger in Horgen.
Aufsätze (auf meiner Homepage abrufbar: www.jakobwittwer.ch)
- zu Themen um das Orgelspiel
- Stellungnahmen
- Situation der Musik in der Ref. Landeskirche ZH 2020
- Stellung der Kirchenmusiker in der ZH LK 2020
Orgeln
- Orgelbau im beginnenden 21. Jhdt. Offener Brief an unsere Schweizer Orgelbauer
Neubauten nach meinen Projekten - Unispital Zürich, - Kath. Rüschlikon
Renovationen, Umbauten Ref. Horgen 1994/2010,
Kath. Neuheim, Ref. Wald ZH, Kath. Langnau am Albis, Ref. Birmensdorf ZH
Schriften - Glaube? - glauben - glauben!
- Nun aber bleibt
- Glaubst du an Gott?
- Ostern 2020
- Das Himmelreich ist gleich…
Meine Schriften zu Fragen des Glaubens verfolgen einen doppelten Zweck: Einmal sollen meine Nachkommen Einblick in das Denken und den Glauben
ihres Grossvaters bekommen, anderseits versuche ich, mir selber klar - oder zumindest - klarer zu werden über das, was ich tatsächlich glaube.
Familiäres
Vom Kindergartenschüler am Zürichberg zum
Urgrossvater im Tessin. Meine musikalischen Interessen erwachten spät. Ich ging sehr ungern zur Schule: Ich habe sie gehasst! Neun Jahre lang!
Nach verunglücktem Blockflötenunterricht war lange Zeit nichts mehr zu wollen. Erst im widerwillig aufgenommenen Klavierunterricht bei Frl. Anna Straub erwachte die Liebe zur Musik.
Berufliches
Vom Klavierschüler 1953 zum em. Orgeldozenten
2020.
Meiner Lehrerin gelang es, mich für Bach zu begeistern; damit war Weg zur Orgel und zur Kirchenmusik geebnet. Mein Studium ab Frühjahr 1958 am Konservatorium Zürich schloss ich 1962 mit Lehrdiplom Orgel und 1963 mit Klavier ab. 1964 Konz. Dipl. Orgel.
1960-70 war ich Organist in Zürich-Albisrieden, meiner eigentlichen Lehrstelle, wo ich ins kalte Wasser geworfen wurde, aber den Grundstein für meine Technik und mein grosses Repertoire erarbeitete.
1970 erfolgte dann die Wahl nach Horgen, meiner Lebensstelle. An der viermanualigen Orgel mit 67 Registern wurde mir auch die prächtige Rokokokirche zur eigentlichen Heimat.
Die Berufung an die Akademie für Schul- und Kirchenmusik, 1978, wurde mit zum zentralen Lebensinhalt. Die Arbeit mit den jungen Menschen und der herzliche persönliche Kontakt entsprachen mir in hohem Masse.
Chorleiter - ab 1972
2 Jahre nach meinem Amtsantritt als Organist in Horgen demissionierte Peter Scheuch nach dem Tode seiner Ehefrau als Leiter des Kirchenchores, worauf ich für dreissig Jahre sein Nachfolger wurde.
Darauf erweiterte sich meine Tätigkeit um die Leitung der Horgener Frauenchöre, den Sängerverein Horgen und den Kinderchor der Musikschule, den Kirchenchor Thalwil und den Männerchor Rapperswil.
Gründungsmitglied und
1. Leiter der Musikschule Horgen, ab 1973.
Nach meiner Wahl zum Organisten wurde ich angefragt, bei der in Gründung befindlichen Jugendmusikschule mit zu arbeiten. Daraus entwickelte sich eine zwanzig Jahre dauernde Arbeit, welche ich nur dank meiner ausgezeichneten Sekretärin, Frau Annemarie Reimann bewältigen konnte.
Nicht vergessen sei die wertvolle Arbeit des auch menschlich hervorragenden Präsidenten der MSH, Dr. Albert Leschhorn und das Wirken von Rolf und Ulla Ninghetto als Kassier und Hilfe im Sekretariat.
Nebst den obligaten administrativen Aufgaben brachte auch die Planung und Ausführung der Matineen viel Freude, aber auch viele Arbeit mit sich.
In meiner Tätigkeit bildeten auch Konzerte einen wichtigen Beitrag zum Ganzen. Vor allem als Organist, seltener als Pianist oder Cembalist oder dann als Chorleiter und Dirigent.
In der Zeit in Albisrieden mit dem Zyklus der Sonntagabendmusiken, dann in Horgen mit seinem reichen Konzertleben, dort auch im Zusammenhang mit der Leitung der Musikschule und der weltlichen Chöre konnte ich mich reichlich entfalten.
Wenn ich auch nie danach getrachtet habe, eine Konzertkarriere aufzubauen, wurde ich doch im Laufe der Zeit für eine beachtliche Anzahl von Konzerten an wichtigen Orten in der Schweiz sowie im europäischen Ausland angefragt.
Neben den grossen Orgelkonzerten Ende jeden Augusts in Horgen wurden dann in den Neunzigerjahren die samstäglichen Orgelvespern zu einem festen Bestandteil meiner Tätigkeit. Die Idee dahinter war, im Winterhalbjahr an jedem Samstag einen Abendgottesdienst oder dann
im Turnus eine Orgelvesper anzubieten. Die Vespern standen jeweils unter einem bestimmten Thema, z.B. Bachs Triosonaten, seine Concerti, Werke von Lübeck, Mendelssohn, Schumann, Brahms, Paul Müller, Willy Burkhard u.A.
Was Judith und Peter Uehlinger in diesem Zusammenhang alles geleistet haben, verdient grössten Dank!
Dass ich damals in Anbetracht meiner Dienste quasi gratis zu meinem geliebten Steinway-Flügel kam, war ein weiterer Glücksfall für mich.
Meinen privaten Instrumentenpark konnte ich 1998 mit dem Kauf meiner Hausorgel (vier Register) aus dem Hause Weise (Plattling, Bayern) ergänzen.
Eine unerwartete Erweiterung erfuhr das Ganze durch das zweimanualige Pedalharmonium welches ich aus dem Nachlass der Familie Mathis in Horgen geschenkt erhalten durfte.
UNTERRICHT
Einen wichtigen Bereich meiner Tätigkeit bildete das Unterrichten. Zuerst als Klavierlehrer privat, dann an den Musikschulen Dübendorf und Zürcher Oberland. Schliesslich in Horgen, davon auch 20 Jahre als Schulleiter.
Den grossen Schritt brachte dann die Anstellung als Orgellehrer an der Akademie für Schul- und Kirchenmusik in Luzern, welche ich dreissig Jahre lang innehatte. In dieser Zeit konnte ich mehr als hundert Diplome meiner Studenten betreuen, dazu auch viele temporäre Studenten begleiten.
EXPERTENTÄTIGKEIT
Entsprechend zu den Diplomprüfungen meiner eigenen Studenten konnte ich auch an andern Musikhochschulen als Prüfungsexperte mitwirken, so in Winterthur, Zürich, Basel und Bern. Weniger häufig habe ich auch Kurse für Orgelspiel gehalten.
GESANGBUCHARBEIT
In den Achtzigerjahren war ich zusammen mit Martin Schmid und Martin Huggel mit der Erarbeitung des Begleitbuches zum Jugendgesangbuch KUMBAYA beschäftigt.
Ab 1990 arbeitete ich zehn Jahre als Vertreter des Kantons Zürich in der Grossen Kommission zur Erarbeitung des Neuen KIRCHENGESANGBUCHES mit.
In der Folge wurde ich vom Verlag Friedrich REINHARDT, BASEL, mit dem Lektorat des NEUAPOSTOLISCHEN GESANGBUCHES der Schweiz betraut.
VORSTANDSARBEIT
In den Achtzigerjahren war ich im Vorstand des ZÜRCHER KIRCHENMUSIKERVERBANDES engagiert, ein paar Jahre davon als Präsident des Verbandes und auch der Schlichtungskommission.
Dass ich für diese Funktion gewählt wurde, hing wohl damit zusammen, dass ich mich in den mühsamen Takturstreitereien zwischen «Mechanikern» und «Elektrikern» nie zu sehr festlegen liess und somit für die Meisten akzeptabel war. Die Animositäten verebbten denn auch in meiner Amtszeit und es kehrte endlich etwas Ruhe ein.
Wesentlicher waren damals die Schritte zur Verbesserung der Löhne und der Arbeitsbedingungen der Kirchenmusiker. Eine neue Herausforderung waren dann die Vorstellungen der Initianten der D84, welche sich für ein neues Gottesdienstverständnis mit viel Laienmitarbeit und neuen Liedern stark machten.
DIE SITUATION DER KIRCHENMUSIK IN DER REF. KIRCHE DES KANTONS ZÜRICH ODER DER GANZEN DEUTSCHEN SCHWEIZ
Was ich oben am Ende des Kurzberichtes über die Vorstandstätigkeit mit Sorgen angetönt habe, ist – nach meiner Meinung – nun in voller Härte eingetroffen.
Die neuen Hörgewohnheiten, die sich an Rock, Pop und Ähnlichem orientiert haben, überfluteten unsere ganze Gesellschaft, und nicht zuletzt auch die Kirchen, welche im krampfhaften Bemühen «modern» zu sein allem, auch dem billigsten Schrott Tür und Tor weit aufgetan haben.
Aber nicht nur musikalisch, nein auch theologisch ist das Niveau oft katastrophal gesunken. Unsere «Geistlichen» kennen die grossartige musikalische Tradition nicht mehr ansatzweise, die niederschwellige Dürftigkeit der Gottesdienste soll neue Gottesdienstbesucher anlocken, vertreibt aber de facto die Wenigen, welche sich noch an den alten Werten orientierten. Die Kirchen leeren sich in rasantem Tempo, aber die Verantwortlichen rennen blind dem neuen Trend hinterher, bis sich dann die evangelisch-reformierte Landeskirche selbst abgeschafft haben wird.
DIE SITUATION DER KIRCHENMUSIKER IN UNSERER ZEIT
Dass dieser Trend - mindestens für die traditionell denkenden Kirchenmusiker - nicht attraktiv sein kann, dürfte sich von selbst verstehen. Viele Stellen wurden zusammengelegt oder abgeschafft, grosse Kirchen geschlossen oder - besser als nichts - die Gottesdienste in kleinere Dorfkirchen der später gross gewachsenen Gemeinden zurück verlegt.
Aber das Übelste sind doch die musikalischen Wünsche, ja Forderungen, welche an die Kirchenmusiker gerichtet werden. Wenn sie von den Angehörigen direkt an die Kirchenmusiker gerichtet werden, mag es ja noch angehen, aber wenn sie von den Pfarrern als seelsorgerlich wichtig deklariert werden – was vielleicht in seltenen Fällen tatsächlich zutrifft - oder von Kirchenpflegen in der Sorge um ihre zahlenden Schäfchen ohne langes Überlegen zu ihrem Anliegen gemacht wird - hat der Kirchenmusiker einen schweren Stand.
Dazu kommt noch, dass die finanziell ohnehin nicht sehr gut gestellten Kirchenmusiker vielerorts laufend zurückgestuft werden, dies mit den fadenscheinigsten Argumenten des offiziell für die Belange der Kirchenmusiker zuständigen «Beamten». Dass z.Zt. weniger Geld vorhanden ist in den Kassen der Kirchgemeinden, was ja bei dem ständigen Rückgang der zahlenden Mitglieder nicht zu verwundern ist (Gründe s. oben), trifft dann eben die Kirchenmusiker, welche zu dieser lamentablen Situation wenig beigetragen haben.
(Um das ein wenig besser zu verstehen dürfte es genügen, nur schon einmal den 1. Psalm unter diesem Aspekt zu lesen).
Eine neue Situation ist auch gegeben, insofern die Stellung des Kirchenmusikers heute lange nicht mehr so gefestigt ist, wie vor wenigen Jahren, damals waren die KIRCHENMUSIKER noch geachtet und auch offiziell den Pfarrern gleichgestellt. Man diskutierte auf Augenhöhe und auch Entscheidungen wurden einvernehmlich beschlossen. Davon ist heute kaum mehr etwas zu spüren. Die neue Pfarrergeneration, nicht nur die jungen, verhalten sich oft überheblich, ja diktatorisch, was ja gerade ältere Musikerkollegen, welche noch unter den früheren Bedingungen ihr Amt versehen haben, empfindlich trifft.
Auch die Kirchenpflegen pflegen ihr Amt oft gar nicht «pfleglich» zu versehen! Sie verstehen sich immer mehr als «Behörde», welche definitiv bestimmt, wenn oft auch ohne jede Sachkenntnis.
Welche Ballung von Ignoranz sich bei «KirchenpflegerInnen» oft findet, ist kaum zu ertragen. Ignoranz meint im Wortsinn «nichts wissen und nichts wissen wollen».
Ist diese Sicht zu pessimistisch?
Ja und nein! Wenn ich an die gegenwärtige Situation denke, und davon ausgehe, kann sie kaum pessimistischer sein.
Der allgemeine kulturelle Zerfall, die Oberflächlichkeit des Denkens, geprägt durch die «Medien», die so simpel gewordene Möglichkeit, auch unsinnigste Ideen mittels der «social Media» in bisher nie gekannter Menge zu verbreiten, lässt leider kaum viel Gutes erwarten.
Es braucht wohl eine immense Menge des Glaubens an die Kraft des Guten, welche sich immer wieder durchsetzt, gegen die Kräfte des Destruktiven.
«DER HERR BESCHIRMT SYN KILCHEN» war der Slogan des reformierten Kirchenjubiläums vor wenigen Jahren, wie gerne möchte ich daran glauben! Aber soll es denn wirklich noch eine weitgehend ausgeblutete «evangelisch-reformierte Kirche» sein? Klingt denn das TU ES PETRUS ET SUPER HANC PETRAM AEDIFICABO ECCLESIAM MEAM» nicht unglaublich kraftvoller?
Wer die Entwicklungen in den aufstrebenden Ländern beobachtet, wird um diese Frage nicht herumkommen.
Hier geht es nicht um Konfessionalismus, sondern um das Christentum überhaupt.
Wenn wir die «Ur- oder Stammsünde» des Christentums, die Zersplitterung, nicht überwinden, werden wir einen schweren Stand haben, wenn wir die Bitte Jesu «auf dass sie alle eins seien», beherzigen und lebendig in uns tragen, sind wir mindestens «auf dem Weg zu dem, der der allein der Weg ist» (Emil Brunner)!
Ich wünsche unserer christlichen Kirche, mit ihrem Glauben, ihrer unzerstörbaren Grösse und Kultur ein stets sich erneuerndes Leben.
P.S.
Dass unter meinen Kompositionen relativ viele Chorstücke vorhanden sind, entspricht dem Umfang meiner Chorarbeit, in deren Verlauf oft unter Zeitnot etwas Passendes bereitgestellt werden musste.
Einen nicht geringen Anteil bilden auch Stücke zum konzertanten Gebrauch.
In der Zeit meiner Tätigkeit als Leiter von weltlichen Chören entstanden auch zahlreiche Liedsätze zu weltlichen Liedern. Sie sind hier nicht aufgelistet.